Was bieten die Thüringer Zeitungsverlage?

Freies Wort, Meininger Tageblatt, Südthüringer Zeitung

Für Altverträge gilt der bundesweite, mit dem BDZV geschlossene Tarifvertrag für Redakteur*innen an Tageszeitungen. Allerdings werden neue Mitarbeiter*innen seit geraumer Zeit nicht mehr beim Suhler Verlag angestellt, wodurch sie ebenfalls von dem tarifvertrag profitieren würden. Stattdessen bekommen sie Arbeitsverträge vom HCS Medienwerk, vormals HCS Content. Dieses Unternehmen ist nicht an Tarifverträge gebunden, die Gehälter liegen sehr deutlich unter denen der Kolleg*innen, die noch direkt beim Suhler Verlag angestellt sind. Das ist Tarifflucht, wie sie im Buche steht - und fördert zudem nicht gerade die Attraktivität des Berufs.

Darüber hinaus ist auch hier eine wachsende Arbeitsverdichtung zu beobachten. Das liegt nicht nur am sich verstetigenden Personalmangel, sondern auch an den zusätzlichen Aufgaben, welche Redakteur*innen bewältigen müssen. War es frühert "nur" Wort, was produziert werden sollte, muss jetzt zusätzlich das Internet mit Wort, Bild und teilweise auch mit Bewegtbild "bespielt" werden. 

Die Titel der Mediengruppe Thüringen (TA, TLZ, OTZ)

In der Funke-Gruppe (früher WAZ) gilt ein Kodex. Danach hält sich die Mediengruppe an Tarifverträge. In Thüringen jedoch nicht, obwohl ihr die Thüringer Allgemeine und Thüringische Landeszeitung zu 100 Prozent gehören. Obwohl die beiden Redaktionen in einem Verlag arbeiten, werden höchst unterschiedliche Gehälter gezahlt. So gibt es bei der TLZ Redakteurinnen und Redakteure, die etwa auf dem Gehaltsniveau von 1998 entlohnt werden. Zahlte man bei der TA früher Gehälter, die dem Tarifniveau entsprachen, beträgt der Abstand inzwischen ca. 8 Prozent. Berufsanfänger trifft es noch härter. Die Differenz zum monatlichen Tarifgehalt ist mit ca. 500 Euro inzwischen beträchtlich.

Kritikwürdig ist nicht allein die Entlohnung in den Tageszeitungsverlagen. In den vergangenen Jahren schrumpfte die Anzahl der Redakteurinnen und Redakteure bei der TA, TLZ und OTZ mehr oder weniger stark. Gleichzeitig wuchs die Arbeitsbelastung, weil sie zusätzliche Aufgaben übernehmen mussten (Fotografieren, Layouten, teilweise Bewegtbild und Online). Diese dauerhaft hohe Belastung führt schon jetzt zu einem besorgniserregend hohen Krankenstand. Die strukturellen Veränderungen bei der Produktion von Lokalseiten an Doppelstandorten und die Tisch- bzw. Deskmodelle haben nicht die Effekte gebracht, die man sich versprochen hat. Die lokale Kompetenz wurde sogar geschwächt.

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