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Wenn freier Journalismus zum Diktat gebeten wird

"Schreiben Sie das auf!"

26.04.2021

Bild von aborpulchra auf AdobeStock

Eine der tragenden Säulen unserer Demokratie wird immer öfter untergraben: der freie Journalismus. Und längst sind es nicht mehr nur die extremen Ränder der Gesellschaft, denen unabhängige Berichterstattung ein Dorn im Auge ist.

Journalist*innen werden auf Demonstrationen in Reden öffentlich diffamiert, angepöbelt, bedroht und auch tätlich angegriffen. Und zwar nicht mehr nur von politischen oder religiösen Extremisten, sondern auch von Menschen, die man gemeinhin dem „bürgerlichen Spektrum“ zuordnen würde. Menschen aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Zu beobachten beispielsweise auf nahezu jeder größeren Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen.

Mittlerweile können Journalist*innen, vor allem diejenigen, die aufgrund ihrer Ausrüstung sofort als solche erkennbar sind, auf diesen Demonstrationen häufig nur noch mit Personenschutz arbeiten. Was das für die Pressefreiheit bedeutet, liegt auf der Hand: es entsteht nicht nur die berühmte „Schere im Kopf“ – viele Kolleg*innen lehne solche Einsätze aus Sorge um die eigene Sicherheit und die ihrer Familien mittlerweile sogar ab.

Der Presse- und Rundfunkfreiheit drohen aber nicht nur von dieser Seite Gefahr. Ein anderes Phänomen hat sich fast unbemerkt hinzugesellt: das Einfordern einer bestimmten Berichterstattung unter Androhung und sogar Vollzug einschneidender Restriktionen. Da wird in Sachsen-Anhalt die Ablehnung der Beitragsanpassung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit dessen Programminhalten begründet. Da werden Lokaljournalist*innen von Informationen aus Ämtern und Behörden vorsätzlich ausgeschlossen, weil die Berichterstattung nicht genehm ist.

Auch der Journalismus selbst muss sich den veränderten Bedingungen anpassen. Die Tatsache, dass aufgrund der Digitalisierung nahezu jeder publizieren kann, sich gleichzeitig aber mitnichten journalistischen Standards unterwerfen muss, ist eine weitere Gefahr für die freie und unabhängige Berichterstattung. Immer wieder ist bspw. auf den oben angesprochenen Demonstrationen zu beobachten, wie sich vermeintliche Journalist*innen plötzlich zu Aktivist*innen wandeln. Wenn der Eindruck entsteht, dass interessengesteuerte Publikationen überwiegen, läuft der objektive Journalismus sowohl in den klassischen als auch den digitalen Medien Gefahr, nicht mehr wahrgenommen zu werden. Von seiner Relevanz aber hängt nicht mehr und nicht weniger das Fortbestehen unserer Demokratie ab.

In der Diskussionsrunde „Schreiben Sie das auf! – Wenn freier Journalismus zum Diktat gebeten wird“ am 3. Mai 2021, dem Tag der Pressefreiheit, wollen wir zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung diese Gefahren beleuchten und mögliche Lösungsansätze diskutieren. 

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