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Resolution

Thüringen und seine Dammbrüche

11.03.2023

Foto: SPS

Vor wenigen Tagen hat die Ostthüringer Zeitung (OTZ) angekündigt, einem Teil ihrer Leserschaft in und um Greiz die Tageszeitung künftig nur noch digital zuzustellen. Beim Umstieg sollen Schulungen helfen. Der Landkreis soll zur "Modellregion der Digitalisierung" werden, heißt es aus der Geschäftsführung von FUNKE Medien Thüringen.

Der DJV Thüringen fordert die FUNKE Mediengruppe in Essen auf, endlich eine Strategie zu entwickeln, um dem Wandel in der Branche zu begegnen sowie massiv in die Entwicklung attraktiver und zukunftsfähiger digitaler Produkte für die Thüringer Mediengruppe zu investieren!

Wenn selbst der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) feststellt, dass es einen vergleichbaren Fall in Deutschland bisher noch nicht gegeben habe und gar von einem „Weckruf“ für die gesamte Branche spricht, ist es höchste Zeit, sich ernsthafte Sorgen um den Fortbestand des Lokaljournalismus in Deutschland zu machen.

Dabei kamen die Probleme mit Ansage. Stetig steigende Papier-, Druck und Zustellkosten bei immer weniger Abonnentinnen und Abonnenten haben fast zwangsläufig zu dieser Entwicklung geführt. Diese Entwicklung nun mit der Überschrift „Modellregion der Digitalisierung“ zu maskieren, bewirkt das Gegenteil: es offenbart die dramatische Lage erst recht.

Denn tatsächlich löst dieser Schritt der FUNKE Medien Thüringen das Grundproblem in keiner Weise. Die Transformation der Printmedien kann nur gelingen, wenn die Leserinnen und Leser von digitalen Produkten überzeugt werden und sich freiwillig von der gedruckten Zeitung verabschieden. Nicht, wenn sie keine andere Wahl haben. Und sie kann ebenfalls nur gelingen, wenn die digitalen Produkte so attraktiv sind, dass neue Leserinnen und Leser gewonnen werden.

Die Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe und Verlegerenkelin Julia Becker hat auf dem European Publishing Congress 2022 in Wien erklärt, dass es ein Fehler war, dass mit den Sparrunden der Verlage in der Vergangenheit die Lokalredaktionen unverhältnismäßig stark ausgedünnt wurden. Diese Einsicht kommt spät. Nun müssen aber auch Taten folgen!

Es braucht nicht nur eine Stärkung des lokalen Journalismus. Es braucht ebenso innovative Ideen, wie dieser lokale Journalismus seine Konsumentinnen und Konsumenten erreicht. Investitionen an dieser Stelle dürfen nicht Renditeerwartungen zum Opfer fallen.

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