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Corona-Pandemie

#WirvsVirus-Hackathon: 43.000 Menschen und ein wenig Hoffnung

24.03.2020

Foto: Mariana Friedrich

Künstler*innen, kleine Unternehmen und sehr viele freie Kolleg*innen stehen derzeit vor der Frage, wie sie die Zeit der Corona-Krise finanziell überstehen sollen. Während eine erschreckend große Anzahl an Mitbürgern Nudeln und Klopapier hortet, schauen wir besorgt auf die aktuelle Auftragslage. Bei vielen ist die ganz zum Erliegen gekommen, einige versuchen, Hals über Kopf online Angebote zu machen, Unterstützung zu beantragen und neue Wege zu finden.

Am Wochenende nutzte die Bundesregierung einen für viele noch nicht so alltäglichen Weg, diese Lösungsansätze zu bündeln und Menschen zusammenzubringen: einen Hackathon. Was ist das?

Bei einem Hackathon kommen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen für einen kurzen Zeitraum – in dem Fall 48 Stunden – zusammen, um sich mit Problemen zu beschäftigen und Lösungen zu entwickeln. Hacken, das ist nicht etwa ein illegales Angreifen bestehender Systeme, wie es oft falsch dargestellt wird. Hacker versuchen, kreative Lösungen zu finden, um die Ecke zu denken. Und kreative Lösungen braucht es jetzt, denn eine Situation wie diese Pandemie haben wir alle noch nicht erlebt. Darauf vorbereiten kann man sich nicht.

Was ist da also am Wochenende passiert? 43.000 Menschen haben sich Freitagabend auf der Plattform Slack versammelt, sich unter den Tausenden Ideen umgesehen, wo sie ihr Können am ehesten einbringen können, und in kleinen Teams Lösungen für die Probleme entwickelt, die wir gerade alle haben. Wie kann man Selbstständige und Künstler*innen unterstützen, denen der Umsatz wegbricht? Wie helfen wir Eltern, die Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen müssen? Was können wir tun, um die Gesundheitsinformationen möglichst weit zu streuen?

Viele Journalisten hatten sich angemeldet, um über das Event zu berichten. Schon in der ersten Onlinepressekonferenz konnte man bemerken, dass für einige Kollegen das Format, die Tools, die Art der Kommunikation ungewohntes Terrain waren: sich in den Kanälen umzuschauen, Teilnehmer bitte nicht direkt anzuschreiben und beim Arbeiten unter Hochdruck zu stören, Interviews nur über die Veranstalter zu vereinbaren, keine Screenshots zu veröffentlichen – all das waren klare Regeln. Und sie waren wichtig.

Ich habe mich als Teilnehmerin angemeldet und die Profession für 48 Stunden nur als Punkt auf meiner Fähigkeitenliste erwähnt. Denn ich wollte nicht von außen draufschauen, ich wollte selbst etwas tun. Was da passierte, hat mich schwer beeindruckt. 43.000 Menschen, die in voller Konzentration das Beste aus ihrem Können herausholen, zusammenarbeiten und dabei die ganze Zeit höflich, freundlich und rücksichtsvoll sind. Ich habe am gesamten Wochenende keinen Troll auf der Plattform erlebt, der andere Projektentwürfe niederredet oder Teilnehmer dumm anmacht. Ich habe keinen Verschwörungstheoretiker entdeckt, der die Ansammlung der Menschen nutzt, um seinen Bullshit unters Volk zu bringen. Das hat mir Hoffnung gegeben.

Eine Hoffnung, die gerade wir freien Journalisten mitnehmen sollten: Wenn wir unsere Kräfte vereinen, uns darauf besinnen, was wir können, wenn wir zusammenarbeiten, können wir eine ganze Menge erreichen. Auch gegen viel zu niedrige Honorare und miserable Arbeitsbedingungen. Dieses Zusammenarbeiten erlebe ich in Gremien des DJV – und ich versuche mir diese guten Momente bewusst zu machen, wenn Machtkämpfe und Hierarchiegerangel mich mal wieder an meinem Verband zweifeln lassen. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen, und nur, wenn wir uns auf die Inhalte konzentrieren. Die Inhalte sind doch unser Job! Oder etwa nicht?

Eure Mariana Friedrich

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