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Zukunft (Lokal)Journalismus

13.01.2022

Der Journalismus in Deutschland steckt in einer Krise. Diese Aussage ist weder besonders neu, noch ist sie besonders zutreffend.

Denn Journalismus an sich erfreut sich einer hohen Akzeptanz. So wurden und werden in der Corona-Krise verlässliche Informationen über das Virus und seine Folgen immer stärker nachgefragt. Auf konstant hohem Niveau ist die Nachfrage nach regionalen und lokalen Informationen. Verbraucherjournalismus ist nicht mehr wegzudenken, eben so wenig wie Datenjournalismus. Investigativer Journalismus hat für Beben in Wirtschaft und Politik gesorgt – man denke nur an die Offshore-Leaks, Cum-Ex-Geschäfte oder den Wirecard-Skandal.

Die Krise des Journalismus in Deutschland ist vor allem eine Finanzierungskrise. Denn guter Journalismus kostet Geld. Und das ist knapp in Zeiten, in denen sich das Finanzierungsmodell der Tageszeitungen von den Füßen auf den Kopf gestellt hat. Zwei Drittel der Erlöse werden inzwischen vom Vertrieb erwirtschaftet, ein Drittel von Anzeigen. Vor 30 Jahren war es andersherum.

In der Studie „Money for nothing and content for free“ haben die Autoren nachgewiesen, dass die Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte in Deutschland – im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – unterentwickelt ist. Nicht selten liest man in den sozialen Netzwerken bei von den Nutzer:innen geteilten Beiträgen den Hinweis: „Achtung Bezahlschranke!“. So, als müsse vor einer besonders hinterhältigen Falle gewarnt werden.

Gleichzeitig haben die Verlage in den Anfängen des Internets massive Fehler begangen, die ihnen bis heute noch zu schaffen machen. So wurde die Entwicklung erst verschlafen und dann versucht, diesen Rückstand durch Reichweite dergestalt wettzumachen, dass eigene Inhalte kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Der Leitsatz „Online-Stellen ist keine Strategie!“ setzte sich erst nach und nach durch und ist bei einigen noch überhaupt nicht angekommen.

Doch Journalismus ist systemrelevant. Und zwar für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie. Eine Untersuchung der Harvard-Universität hat nachgewiesen, dass in Gegenden, in denen es keine Lokalzeitung mehr gibt, steigen Korruption, Wirtschafts- und Umweltkriminalität sprunghaft an. Gleichzeitig verbreiten sich Fake-News und populistische Inhalte, was natürlich die politische Willensbildung beeinflusst.

Deshalb muss das Finanzierungsproblem gerade des Lokaljournalismus umgehend gelöst werden. Lösungsansätze gibt es viele: von Mäzenatentum über die Zuerkennung der Gemeinnützigkeit bis hin zu einer direkten, staatsfernen Förderung des Journalismus. Gleichzeitig fehlt Innovation im Journalismus - auch, weil Deutschland in Bezug auf die Förderbedingungen für Medien-Startups ein Entwicklungsland ist (Vgl. „Gutachten zur Innovationsförderung im Journalismus“, LfM NRW).

Unabhängiger Journalismus ist die vierte Säule der Demokratie. Aber gleichzeitig die einzige, die zu einem guten Teil privatwirtschaftlich organisiert ist. Bricht diese Säule weg, kann dies der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht kompensieren, geschweige denn ersetzen. Jedem, dem also unsere demokratische Gesellschaft am Herzen liegt, muss damit gleichzeitig die Erhaltung der Vielfalt des unabhängigen Journalismus am Herzen liegen.

Wir wollen darüber reden, wie Finanzierungsmodelle aussehen könnten und wir wollen die politischen Entscheider*innen mahnen, das Problem ernst und sich dieser Krise anzunehmen. Und das alles am 2. Februar 2022 ab 18 Uhr im Haus Dacheröden in Erfurt. Auf unserem Podium diskutieren:

  • Heidje Beutel, Vorstandsvorsitzende des DJV Thüringen
  • Malte Krückels, Staatssekretär für Medien in der Thüringer Staatskanzlei
  • Boris Lochthofen, Direktor des MDR-Landesfunkhauses Thüringen
  • Michael Tallai, Geschäftsführer der Funke Medien Thüringen
  • Prof. Dr. Christopher Buschow, Fachbereich Medien an der Bauhaus-Universität Weimar

Prof. Buschow wird zudem mit einem kurzem Impulsvortrag einen kurzen Überblick der aussichtsreichsten Fördermodellen geben, mit denen die öffentliche Hand den Lokaljournalismus stärken kann.

Moderiert wird die Diskussion von Sebastian Haak, freier Journalist in Thüringen und profunder Kenner der Medienlandschaft im Freistaat.

Coronabedingt wird die Podiumsdiskussion hybrid veranstaltet und per Livestream auf unserer Homepage übertragen.

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