Die Siegerbilder des Wettbewerbs 2022

Wir freuen uns, Ihnen hier die besten Bilder unseres Wettbewerbs "PresseFoto Hessen-Thüringen " des Jahres 2022 präsentieren zu können: 

"Foto des Jahres"

"Nichts als schwarze Flächen" (Boris Roessler, Frankfurt/M.)

Begründung der Jury:

"Etwa ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Wälder nützen, schützen und dienen als Erholungsraum. Aber nur so lange, wie sie intakt sind. Begleiterscheinungen des Klimawandels, wie steigende Durchschnittstemperaturen und rückläufige Niederschlagsmengen, schwächen die Widerstandskraft von Wäldern gegenüber Schädlingen und Feuer. 

Boris Roessler hat seinem Foto eine klare Struktur gegeben. Ja, es wirkt gar aufgeräumt. Ein farblicher Kontrast gibt Orientierung, leitet den Blick. Wege treffen im rechten Winkel aufeinander. Alles ist an seinem Platz. Die Fahrzeuge stehen auf dem Weg, die Bäume sind ausgerichtet – wenn auch nicht vertikal, wie bei einem intakten Wald, sondern horizontal. Aber hier ist auch kein Wald mehr. 

Waldbrände werden in Deutschland meist durch Fahrlässigkeit oder vorsätzlich durch Brandstiftung verursacht. In wenigen Fällen sind Blitzeinschläge natürliche Auslöser. Schwere Waldbrände zerstören wertvolle Ökosysteme mit weitreichenden Folgen für Fauna, Flora und Umwelt. Ein Flächenbrand relativiert die Größe der technischen Hilfsmittel des Menschen. Ihre Ordnung geht verloren. 

Forstwege sind die Verkehrsachsen im Wald. Doch nach einem Brand und ohne Wald werden sie zum mahnenden Kreuz auf schwarzem Grund – wie auf dem Foto des Jahres 2022. Egal, welchen Blickwinkel man wählt!" 

Matthias Haupt

Siegerbilder "Beste Serie"

"Frieden" (Steve Bauerschmidt, Nesse-Apfelstädt)

Begründung der Jury:

In seiner Fotoserie „Frieden“ dokumentiert Steve Bauerschmidt einen großflächigen optischen Kommentar Thüringer Landwirte zum Krieg in der Ukraine. Dabei legt er seinen Fokus glücklicherweise nicht ausschließlich auf die Wiedergabe des fertig gestellten Friedenssymbols auf einem Feld.

Viel mehr verdeutlicht die optisch vielseitige und teilweise offenbar mit einer Drohne aufgenommene Serie die aufwändigen Arbeit, die hinter der Aktion steckt. Durch den Verzicht auf konkret erkennbare, menschliche Protagonisten bleibt ein Abstraktionsgrad erhalten.

Die in den Fotos erkennbare notwendige präzise Bedienung des schweren Geräts und der trotz allem aufgewirbelte Staub lassen sich deshalb mit etwas gutem Willen vielleicht sogar auf die Weltpolitik übertragen: Denn die politischen Ereignisse in diesem Jahr führen schmerzhaft vor Augen, dass der Wunsch nach Frieden großen Aufwand bedeuten kann.

Henner Flohr

Siegerbild "Menschen & Momente"

„Akrobatik in schwindelerregender Höhe“ (Jacob Schröter, Erfurt)

Begründung der Jury:

Wenn man für dieses Foto eine mathematische Formel suchen müsste, so lautete diese mit Sicherheit: „600 + 122 = 1“.

Die „600“ steht für das runde Jubiläum, für das Fest, mit dem die Residenzstadt Gotha ihren Schutzheiligen Sankt Gothardus seit dem 13. Jahrhundert feiert. In diesem Jahr, aus allbekannten Pandemie-Gründen nicht im Mai, sondern etwas verspätet, im September, aber immer noch rechtzeitig, dass ein Motiv des Ereignisses auf dem Tisch der Jury landete. Das Stadtfest ist nicht nur eines der ältesten in Deutschland, es ist auch eins der beliebtesten in Thüringen.

Die „122“ symbolisiert die Tradition eines einmaligen Gothaer Familienunternehmens, das allen Zeitstürmen zum Trotz, seit 1900 hoch in den Lüften arbeitet: Die legendäre Hochseilartistik-Truppe Weisheit. Bei ihrem vollen Kalender freuen sich die Geschwister Weisheit, auf den Weg zwischen Monte Carlo und dem Oman, auch Station in ihrer Heimatstadt zu machen. Sie sind die Attraktion unter den vielen Attraktionen des Tages.

Schließlich die „1“. Sie gehört Jacob Schröter, der den wagehalsigen Auftritt direkt vor dem Balkon des ehrwürdigen Rathauses der Stadt mit seiner Kamera festhielt. Man hört das Knattern der Motorräder, hoch über den Köpfen der staunenden Menge auf dem Marktplatz. Man spürt die Anstrengung jedes Athleten und ahnt, trotz aller Erfahrung bleibt das Risiko enorm. Und man beneidet die Menschen auf dem Balkon, die fast mitfliegen dürfen.

Die Jury musste nicht lange nach dem Siegerfoto für „Menschen & Momente“  suchen. Es ragte unter den vielen anderen „Event“-Bildern heraus. Nur die Frage „Wie kommt der Fotograf zu dieser Perspektive?“ blieb unbeantwortet. Drohne? Ist er auf den Mast geklettert? Oder hat er von der Empore der Wasserkunst, unterhalb des Schlosses, abgedrückt? Aber etwas Geheimnis sollte bei einem Foto immer bleiben…

Sergej Lochthofen

Siegerbild "Kultur & Gesellschaft"

„Kino vor großer Kulisse“ (Frank Rumpenhorst, Frankfirt/M.)

Begründung der Jury:

Sommerkino auf einer Dachterrasse in Frankfurt am Main. Fast wirkt es so, also ob die Türme der Bankgiganten diese kleine, nächtliche Szenerie beschützen, weil sie so wertvoll ist.

Im Sommer 2022 konnten wir endlich nach über zwei Jahren wieder ins Kino gehen, ins Theater, in die Oper. Wir konnten endlich wieder eng zusammensitzen und uns nah sein. Wie war es doch befreiend, Freunde vorbehaltlos zu umarmen, ohne Angst sich gegenseitig anzustecken.

Das Foto Frank Rumpenhorst erzählt von dieser Freude aber auch von Freiheit, nach wochenlanger Isolation in unseren Wohnungen. Und das Schöne daran, die Freiheit, die hier gezeigt wird, ist eine ganz simple:

Wir Menschen sind einfach gern unter Leuten!

Wenn das zurückbleibt von der weltweiten Coronapandemie, ist das doch eine gute Erfahrung.  

Anke Deleiter

Siegerbild "Sport & Freizeit"

"Hohes Bein“ (Christoph Keil, Nordhausen)

Begründung der Jury:

Selten waren wir uns als Jury so schnell einig, welches Foto in einer Kategorie die Nase vorn hatte wie diesmal in „Sport und Freizeit“. Apropos Nase. Wir hoffen natürlich, dass sowohl die Nase als auch die Augen der Nummer 2 im Union-Trikot diesen Zweikampf unbeschadet überstanden haben.

Das Foto zeigt die Dynamik des Sports und es zeigt zugleich die möglichen Risiken und Nebenwirkungen. Von gesunder Härte kann sicher keine Rede sein, da der Schuh des linken Akteurs im Gesicht des Gegenspielers nichts verloren hat. Dennoch unterstellen wir dem Kicker im Eifer des Gefechtes keinerlei böse Absicht, seinen Kontrahenten verletzen zu wollen. Es sei denn der Videobeweis bringt uns eine höhere Einsicht.

Herzlichen Glückwunsch dem Fotografen für seinen Volltreffer!

Dirk Metz

Siegerbild "Umwelt & Natur"

„Dürre im Vogelsbergkreis“ (Lucas Bäuml, Frankfurt/M.)

Begründung der Jury:

Der bange Blick des Mannes zieht uns in den Bann: Was hat er nur, was macht er da? Dann fällt unser Blick auf den sandfarbenen Hintergrund und wir begreifen, dass wir auf einer Viehweide stehen, bzw. auf dem, was einmal eine Weide war. Kein grüner Halm ist mehr zu sehen, aber ist wenigstens noch etwas Wasser in dem Tank? Mit komprimierter Bildsprache macht Fotograf Lucas Bäuml hier die Nöte der Landwirte in diesem heißen, trockenen Sommer anschaulich.

Wassermangel! Aber wie zeigt man etwas, das fehlt? Und obendrein so, dass der Betrachter den Ernst der Lage fühlt, dass er mitfühlt? Genau so, befand die Jury und belohnte Bäumls Aufnahme von einer verdorrten Weide im Schwalmtal Ende Juli 2022 mit Platz 1 in der Kategorie „Umwelt & Natur“.

Monika Plhal

Siegerbild "Technik & Verkehr"

„Panzer im Rapsfeld“ (Marco Kneise, Sondershausen)

Begründung der Jury:

Fotos von blühend gelben Rapsfeldern bieten immer wieder schöne Motive mit harten Kontrasten.

Doch was für ein Motiv dem Fotojournalisten Marco Kneise im Mai vor die Linse kam, war bis dato kein alltägliches Foto. Ein Schützenpanzer des Typs Marder wird über die Bundesstraße 4 zwischen Sondershausen und Nordhausen transportiert. Zum Zeitpunkt dieser aussagungskräftigen Aufnahme setzte der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall Schützenpanzer des Typs Marder instand, da diese im Zentrum der Diskussion rund um die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine stehen. Die Bundesregierung zog unter anderem einen Ringtausch in Betracht, wobei die Schützenpanzer an Slowenien geliefert werden, das im Gegenzug Panzer an die Ukraine abgeben soll.

Marco Kneise ist seit 2016 als Redakteur der „Thüriger Allgemeinen“ in der Nordhäuser Lokalredaktion beschäftigt. Von 2002 bis 2005 arbeitete er als freiberuflicher Fotojournalist in Weimar. Danach war er als fest angestellter Bildredakteur der „Thüringer Allgemeine“ in den Lokalredaktionen Weimar, Artern und Sondershausen tätig bis 2008 der Wechsel in die Bildredaktion der „Thüringer Allgemeine“ nach Erfurt erfolgte. Seine Fotos spiegeln seit vielen Jahren beeindruckend das lokale Geschehen in vielen Regionen von Thüringen wider.

Axel Häsler

Newsletter

Cookie Einstellungen